Die stete Zunahme der Anzahl von Laufsportlern ist erfreulich. Denn die gesundheitlichen Vorteile überwiegen bei weitem mögliche Verletzungen. Wichtig ist jedoch die Beachtung von Vorverletzungen, die Lauferfahrung und der Trainingsumfang.

Die olympischen Sommerspiele in London stehen unmittelbar vor der Tür und es werden wieder eine Reihe interessanter Wettkämpfe zu sehen sein. Mit Spannung wird sicherlich auch der Ausgang des Marathonlaufs erwartet. Laufsport allgemein findet auch im Breitensportbereich immer mehr Anhänger. So zeigen aktuelle Daten eine Zunahme des Anteils von Laufsportlern an der Gesamtbevölkerung von rund 15 auf 25 Prozent. Ebenso steigt die Anzahl der weiblichen Laufsportler (rund 40 Prozent) und immer mehr Marathonveranstaltungen in Deutschland belegen diesen Trend.

Erfreulicherweise ist das Verletzungsrisiko des Stütz- und Bewegungsapparates beim Laufsport und auch der Schweregrad im Vergleich zu anderen Sportarten gering. Fatal ist allerdings, dass selbst im Breitensportbereich jeder zweite Marathonläufer vor dem Start Schmerzmittel zu sich nimmt, obwohl nur die wenigsten bereits vor dem Beginn des Laufes Schmerzen haben. Das ist ein Ergebnis einer Studie aus dem Jahre 2009 vom Bonner Schmerztherapeuten Michael Küster. Von der Einnahme der Schmerzmittel vor dem Start des Laufes versprechen sich die Freizeitsportler eine Verhinderung von Muskelkater und Gelenkschmerzen. Auch in der Folgestudie, bei der die 4.000 beteiligten Sportler vor den Folgen des Schmerzmittelkonsums bei Studienbeginn gewarnt wurden, zeigt sich ein ähnliches Bild. Am Einnahmeverhalten hat sich nichts geändert. Dabei können Schmerzmittel vielfältige Nebenwirkungen haben. Es dominieren Nebenwirkungen im Magen-Darm-Bereich und an den Nieren. Blutiger Urin, blutiger Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Herz-Kreislauf Probleme – so lauten die wenig erfreulichen Symptome. In einigen wenigen Fällen kam es sogar zu akutem Nierenversagen, Herzinfarkt (nach der Einnahme von Acetylsalicylsäure) und behandlungsbedürftigen blutenden Magengeschwüren. Ohne die nicht anzuratende Einnahme von Schmerzmitteln sind die häufigsten Verletzungen beim Marathonlaufen Überlastungsbeschwerden. Akute Verletzungen treten eher selten auf. Medizinische Hilfe während der Marathonläufe ist eher selten notwendig. Rund zwei Drittel aller medizinischen Versorgungen passieren am Ende der Rennen. Statistisch gesehen fallen die meisten Verletzungen hierbei auf muskuloskelettale Beschwerden, einige Athleten haben Probleme mit Kopfschmerzen, Dehydratation und Schwindel. Schon seltener sind Hautverletzungen.

In der Sportmedizin wird aufmerksam der Frage nachgegangen, ob Marathonlaufen neben diesen genannten Beschwerden möglicherweise dauerhafte Schädigungen des Stütz- und Bewegungsapparates zur Folge hat. 30 bis 75 Prozent aller Läufer müssen im Verlauf ihrer Sportlerkarriere mit Überlastungsbeschwerden rechnen. Das Vorhandensein einer Vorverletzung, ein geringes Trainingsalter und ein hoher Laufumfang mit über 60 Trainingskilometer pro Woche erhöhen das Beschwerderisiko. Sportmediziner wiesen nach, dass Untergrund, Tageszeit, Streckenprofil und Laufgeschwindigkeit keinen Einfluss auf das Risiko von Laufbeschwerden haben. Bei wenig lauferfahrenen Männern zeigt sich ein Zusammenhang zwischen BMI sowie zuvor ausgeübter Sportart und einer Verletzungsanfälligkeit beim Marathonlaufen. Ältere, erfahrener Läufer sind hingegen deutlich weniger verletzt. Unter Medizinern herrscht eine zweigeteilte Meinung zu der Frage, ob Laufbelastungen das Arthroserisiko erhöhen. Das Risiko für die Entwicklung einer Hüft- oder Kniegelenksarthrose ist jedoch laut Studien sehr gering, vorausgesetzt es liegen keine Vorverletzungen vor. „Die Ausübung des Marathonsports schädigt ein gesundes muskuloskelettales System nicht nachhaltig“, fasst Dr. Bernhard M. Zahn, Sportmediziner aus Berlin, die Studienergebnisse aus diesem Bereich zusammen. Jedoch können Vorschäden in Kombination mit einem zu hohen Laufpensum das Risiko deutlich erhöhen. „Ich plädiere jedoch eindeutig für einen besonnen betriebenen Laufsport und gegebenenfalls auch für den Marathonlauf“, empfiehlt Dr. Zahn. Denn die positiven Effekte von Laufsport im Allgemeinen sind bei weitem höher als das Risiko, Schädigungen des Stütz- und Bewegungsapparates bzw. andere Verletzungen zu erleiden.