In den vergangenen Monaten wurde in der medialen Berichterstattung zunehmd die Frage diskutiert, inwieweit Yoga bei Verspannungen und Rückenleiden ratsam sei. Titel wie: „Trendsport Yoga und seine Risiken – Gereizt, gerissen und verspannt“ führten zu Unsicherheit und Besorgnis. Selbst Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, Arzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, berichtet von  schlechten Erfahrungen mit Yoga, die nach eigenen Angaben mit einem Bandscheibenvorfall endeten.

Kann Yoga also ein Gesundheitsrisiko darstellen?

Yoga ist eine indische Lehre, die  ihre Wurzeln in der hinduistischen und buddhistischen Religion hat. Vereinfacht handelt es sich sowohl um geistige als auch um körperliche Übungen, die in einem ganzheitlichen Ansatz Körper, Geist und Seele miteinander in Einklang bringen sollen. Die in Westeuropa und Nordamerika am häufigsten verbreitete Form von Yoga ist das sogenannte Hatha Yoga, bei dem eine Kombination aus Atemübungen (Pranayama) und Meditationsübungen (Asanas) praktiziert wird.

Es wird geschätzt, dass in Deutschland 3 Millionen Menschen Yoga praktizieren, der Frauenanteil liegt bei ca. 80 Prozent.  Die Vorteile und positiven Effekte von Yoga sind, insbesondere in einer von Bewegungsmangel geprägten Welt in der die meisten Tätigkeiten im Sitzen durchgeführt werden, die Dehnung und Beanspruchung spezieller Muskelpartien, Durchblutungsförderung, sowie Linderung bei chronischen Schmerzen im Bereich Nackenmuskulatur, Kopfschmerztherapie und MS-Therapie. Seit Längerem werden Yoga oder Elemente des Yoga als Ergänzung konkreter medizinischer Therapien entdeckt und mit einbezogen.

Risiken ergeben sich nach Meinung unterschiedlicher von Experten an zwei Punkten: Zum einen handelt es sich bei dem Begriff „Yogalehrer“ um keine geschützte Berufsbezeichnung. Zwar gibt es renommierte Institute und Institutionen, die großen Wert auf eine verantwortungsvolle und umfassende Ausbildung legen. Dennoch tummeln sich viele „schwarze Schafe“ unter den Lehrern, die ohne ausreichende Ausbildung praktizieren und in viel zu großen und somit unübersichtlichen Gruppen unterrichten. Deshalb empfiehlt Dr. Bernhard M. Zahn,  Sportmediziner aus Berlin, jedem Patienten dringend, gründlich zu recherchieren und sich über Schulen und Lehrer ausführlich zu informieren. Ein wichtiges Kriterium ist dabei in seinen Augen die Ausbildung in Anatomie und Muskellehre.

Ein weiteres Risiko besteht im Ehrgeiz und Übereifer einzelner Schüler, besonders in intensiven Varianten wie dem sogenannten Poweryoga. Daraus resultiert ebenso wie aus der falschen Lehrerwahl ein immenses Verletzungsrisiko. Genau aus diesem Grund befürwortet Dr. Bernhard M. Zahn Yoga nur in Verbindung mit kompetenten Lehrern und in kleinen Gruppen, so dass im Falle eines Falles etwaige Fehler sofort bemerkt und korrigiert werden können. „Im Bereich des Lehrmaterials gibt es übrigens leichte Yoga-Videos von Ursula Carven. Nach einer körperlichen Untersuchung hinsichtlich Kontraindikationen halte ich sie für gut“, so Dr. Zahn.

Es sei allerdings ein Irrglauben, daß Bandscheibenvorfälle für Rückenschmerzen allein verantwortlich seien. Bewegungsarmut und Übergewicht spielten Dr. Zahn zufolge eine wesentlich größere Rolle. Bei aller Diagnostik seien 85 Prozent der Rückenschmerzen unspezifisch, ca. 30 Prozent der Bandscheibenvorfälle träten bei Rückengesunden auf.